UFK Benedikt Braun
Architecture Architecture

UFK Benedikt Braun

Hier auch

Installation 2011


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Die zeitgenössische Kunst ist ein ständiges Spiel mit der Erwartung, ein ununterbrochener Dialog zwischen Vertrautem und Fremdem. Ein solches Spiel entfaltet sich in dem Werk "Hier Auch", ein scheinbar schlichter, aber tiefgründiger Zaun auf Rädern. Doch durch den Zaun und seine Beweglichkeit manifestiert sich nicht nur eine Auseinandersetzung mit räumlichen Grenzen, sondern auch mit der Interaktion von Natur und menschlichen Eingriffen.

Zäune sind traditionelle Instrumente der Abgrenzung. Sie trennen das Innen vom Außen, das Private vom Öffentlichen. Doch "Hier Auch" bricht mit dieser statischen Vorstellung. Durch die Räder wird der Zaun mobil und stellt damit die Frage, wie relativ und flüchtig Grenzen in Wirklichkeit sind. Der Zaun kann überall und nirgends stehen – und wo er steht, definiert er Raum neu. Doch es ist nicht nur der Raum im Sinne von Fläche oder Gebiet, der hier thematisiert wird, sondern auch der ökologische Raum.

Wenn "Hier Auch" auf einer Wiese platziert und nicht bewegt wird, geschieht etwas Faszinierendes. Die umgebende Wiese wird vielleicht gemäht, der Innenraum des Zauns jedoch nicht. Das Innere des Zaunes kann so zu einem Biotop werden, einem kleinen Refugium für Flora und Fauna. Hier zeigt sich eine zusätzliche Schicht des Kunstwerks: die unbeabsichtigte Schöpfung eines Mikrokosmos durch menschliche Intervention und deren Unterlassung.

Dieses zufällige Biotop hinterfragt unsere Rolle als Gestalter und Bewahrer von Umgebungen. Es zeigt die Koexistenz von Ordnung und Wildheit, von Kultivierung und natürlichem Wachstum. Während die äußere Welt durch menschliche Aktivität beeinflusst wird, bleibt das Innere des Zaunes unberührt, ein Zeuge der Kraft der Natur, sich anzupassen und zu überdauern.

Das Werk "Hier Auch" ist somit nicht nur eine Reflexion über die Mobilität und Relativität von Grenzen, sondern auch ein Kommentar zur Beziehung zwischen Mensch und Natur. Es fordert uns auf, die wechselseitigen Einflüsse und Abhängigkeiten zu erkennen und die delikate Balance zwischen Eingriff und Nicht-Eingriff, zwischen Gestaltung und Zulassen, zu überdenken.

In seiner schlichten Erscheinung birgt "Hier Auch" eine Vielzahl von Bedeutungsebenen und regt uns an, über unsere Position in der Welt, die Natur der Grenzen und die unerwarteten Ökosysteme, die sich in den von uns geschaffenen Strukturen entwickeln können, nachzudenken. Es ist ein Werk, das gleichermaßen über Raum, Identität und Ökologie meditiert und die Augen für die kleinen Wunder öffnet, die sich direkt vor uns entfalten.